Die Evangelische Kirchengemeinde und das Sozialamt der Stadt Bottrop hatten am 27. Januar um 18 Uhr in die Martinskirche zur Lesung eingeladen. Die Veranstaltung fällt aus. Es war geplant, dass Janita-Marja Juvonen aus „Die Anderen“ liest. Die Buchautorin hat selbst über 14 Jahre die Straßen durchstreift und öffnet die Augen für die Realitäten der Obdachlosigkeit. Dies tut sie aus einer Perspektive, die in der Literatur über dieses Thema selten zu finden ist: die der Frau. Juvonen berichtet von ihren Erfahrungen. Das Buch ist ein Spiegel, der die verzerrten Vorurteile unserer Gesellschaft reflektiert. Es entlarvt die Klischees von „selber schuld“ und „zu faul zum Arbeiten“ und zeigt, dass Obdachlosigkeit jeden treffen kann, unabhängig von Bildung oder sozialem Status.

Juvonen geht keinem Thema aus dem Weg. Von der Rolle des Drogenkonsums bis hin zu den unsichtbaren Gefahren einer Lungenentzündung, wenn man keinen Ort zum Ausruhen hat. „Die Anderen“ ist aber mehr als eine Sammlung von Schicksalsschlägen und Überlebenskämpfen. Es ist ein Appell für einen Perspektivwechsel. Jovunen fordert auf, obdachlosen Frauen mit der Würde und dem Respekt zu begegnen, die jedem Menschen zustehen. Das Buch enthält aber auch praktische Ratschläge für den Umgang mit obdachlosen Menschen. Die Autorin plädiert für mehr Verständnis, Empathie und Augenhöhe. Die Lesung soll zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden. 

Der 27. Januar wird seit 1996 als „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ begangen. Vor 80 Jahren am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Ausschwitz befreit. In Bottrop soll in diesem Jahr schwerpunktmäßig der von den Nationalsozialisten verfolgten und getöteten Wohnungslosen gedacht werden. Vom 27. Januar bis zum 16. Februar wird in der Martinskirche die Ausstellung „Wohnungslose im Nationalsozialismus“ der Bundesarbeitsgemeinschaft der Wohnungslosenhilfe gezeigt.