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Gemeinsam stark für Bottrop

Erfolgreicher Fachtag zu Armut und Teilhabechancen

Am vergangenen Mittwoch fand in der Aula Welheim der Fachtag „Bottrop: gemeinsam stark“ statt, bei dem sich VertreterInnen von Trägern, Wohlfahrtsverbänden, Kitas sowie Mitarbeitende verschiedener Anlaufstellen mit VertreterInnen aus der Politik und der Verwaltung trafen. Die Idee dazu ist entstanden in der Arbeitsgemeinschaft Quartiersentwicklung, welche sich aus VertreterInnen aus dem Sozialamt, Jugendamt, Referat Migration - Kommunales Integrationszentrum und dem Fachbereich Stadterneuerung zusammensetzt. Ziel der Veranstaltung war es, sich intensiv mit dem Thema Armut und deren Auswirkungen auf verschiedene Zielgruppen auseinanderzusetzen. Im Fokus standen dabei sowohl die bestehenden Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten in Bottrop als auch die Identifizierung und Schließung möglicher Versorgungslücken.

© Stadt Bottrop

Ein besonderer Schwerpunkt wurde auf die Arbeit mit Kindern und Familien gelegt. In den vergangenen Jahren hat hier eine präventive und intersektorale Vernetzung stattgefunden, die sich unter anderem im Netzwerk Frühe Hilfen, den kommunalen Präventionsketten kinderstark, dem Netzwerk Kinderschutz und den Familienzentren widerspiegelt. Auch in der Quartiersentwicklung wird im Netzwerk Quartiersarbeit kontinuierlich an der Verbesserung der Zusammenarbeit gearbeitet.

Nach einem Fachimpuls von Dr. Nora Jehles vom Institut für Sozialpädagogik, Erwachsenenbildung und Pädagogik der frühen Kindheit der TU Dortmund, ging es in den direkten Austausch. An verschiedenen Thementischen zu den Rubriken Kinder & Jugendliche, Familien, SeniorInnen sowie AGs & Netzwerke wurden Fragen diskutiert, wie zum Beispiel: Wie informiert ihr euch über Angebote? Was bräuchte es? Was sind die Hauptbedarfe? Was funktioniert gut? Wie können bestehende Angebote weiterentwickelt werden? Durch die Expertise der unterschiedlichen Teilnehmenden entstanden wertvolle Ideen und Anregungen, die im Nachgang der Veranstaltung vom Planungsbüro Stadtraumkonzept aus Dortmund in einer Netzwerkgrafik zusammengetragen werden. So wird das oft personengebundene Wissen unabhängiger und leichter zugänglich.

  • © Stadt Bottrop
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Zum Abschluss der Veranstaltung wurden zentrale Ideen und Erkenntnisse in einer Podiumsdiskussion vertieft. Auf dem Podium diskutierten Dr. Nora Jehles (Institut für Sozialpädagogik, Erwachsenenbildung und Pädagogik der frühen Kindheit, TU Dortmund), Karen Alexius-Eifert (Dezernentin für Soziales und Bildung), Jutta Pfingsten (Vorsitzende des Seniorenbeirats), Sinem Alpugan (Jugendparlament) und Oliver Balgar (Evangelische Kirchengemeinde Bottrop). Sinem Alpugan äußerte Bedenken, dass Flyer mit QR-Codes oft nicht genutzt würden, da Betroffene aus Scham diese nicht scannen. Sie empfahl eine vertraulichere Herangehensweise von Person zu Person. Diese Einschätzung wurde von den anderen Podiumsteilnehmenden unterstützt. „Bei allem, was in den Gruppen erarbeitet wurde, es führt trotz Digitalisierung nichts an der persönlichen Ansprache vorbei“, sagte Schul- und Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert. Zudem sei es wichtig, Daten und Fachlagen immer zusammen zu betrachten. Daher wird aus dem Sozialbericht künftig ein umfassender Lebenslagenbericht entstehen.

© Stadt Bottrop

Dr. Nora Jehles stellte fest, dass in Bottrop die Kooperationen bereits gut laufen und es nun an der Zeit sei, die Zivilgesellschaft über den hoch stigmatisierten Begriff Armut aufzuklären und sie an die Hand zu nehmen. Sie ermutigte dazu, nicht zu schnell aufzugeben: „Man braucht einen langen Atem für neue Angebote, bis diese gut angenommen werden.“ Ein Best-Practice-Beispiel für erfolgreiche Zusammenarbeit wurde mit dem Projekt „Dach & Fach“ vom Sozialamt der Stadt Bottrop und der Evangelischen Sozialberatung Bottrop (ESB) vorgestellt. Das Projekt unterstützt wohnungslose Menschen dabei, wieder eine eigene Wohnung zu finden, und hilft Personen, denen der Wohnungsverlust droht, schneller. Jutta Pfingsten ergänzte ein weiteres erfolgreiches Beispiel: das Projekt E.U.L.E (Erleben, Unterrichten, Lernen und Experimentieren), bei dem SeniorInnen wieder die Schulbank drücken. Anders als in Volkshochschulkursen werden sie hier von engagierten SchülerInnen des Heinrich-Heine-Gymnasiums unterrichtet, die ihr Wissen weitergeben. Damit solche Angebote funktionieren braucht es an ehrenamtlichen Engagement, dies betonte auch Dr. Nora Jehles: „Gesellschaft braucht ehrenamtliches Engagement und Ehrenamt braucht Strukturen.“

© Stadt Bottrop

Schul- und Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert zeigte sich erfreut über den konstruktiven Austausch und sieht es weiterhin als Aufgabe, die BürgerInnen einzubinden und ihre Bedürfnisse zu erfragen, aber auch bereit zu sein, neue Wege zu beschreiten und innovative Ansätze zu wagen.

Der Fachtag „Bottrop: gemeinsam stark“ war ein wichtiger Schritt in Richtung einer noch engeren und bedarfsgerechteren Vernetzung aller Akteure, um gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen im Bereich der Armutsbekämpfung zu entwickeln und die Lebensqualität der betroffenen Zielgruppen zu verbessern.